Wie lange halten Zahnimplantate?
Die Frage nach der Haltbarkeit von Implantaten interessiert jeden Patienten. Nicht zuletzt um eine Rechnung von Aufwand und Nutzen aufstellen zu können. Grundsätzlich kann man sagen: Zahnimplantate haben eine sehr gute Prognose, denn die Erfolgsrate von Implantaten liegt deutlich über 95%.
Wissenschaftliche Studien der vergangenen 25 Jahre belegen, dass etwa 93-98% der erfolgreich eingeheilten Zahnimplantate auch nach 10 Jahren noch „im Einsatz“ sind.
Zahnimplantate können ein Leben lang halten
Die Lebensdauer eines Zahnimplantates ist nicht eingeschränkt, wenn es entzündungsfrei bleibt und die Bestandteile richtig gewählt wurden. Die Erfolgsquote von Unter- und Oberkieferimplantaten unterscheidet sich allerdings etwas, denn im Unterkiefer sind die Voraussetzungen generell besser (Knochenqualität besser, belastbarer).
Eine Erfolgsrate von über 95% ist großartig, bedeutet aber auch, dass eben nicht jedes Implantat von Dauer ist. Komplikationen wie eine Periimplantitis können zum frühzeitigen Implantat-Verlust führen. Durch dauerhafte Über- bzw. Fehlbelastung können auch Implantat-Brüche auftreten und eine Entfernung des Implantats nötig machen.
Keine bessere Prognose für herkömmlichen Zahnersatz
Zahnimplantate haben die Nase vorne. Die Erfolgsquote von herkömmlichen Brücken lieg bei etwa 80% nach 10 Jahren, bei Einzelkronen liegt sie bei 70-75%. Bei Zähnen, die durch Wurzelfüllungen versucht wurden zu erhalten, sind nach 10 Jahren nur noch etwa 50% übrig.
Zahnimplantate unterstützen und entlasten zudem die eigenen Zähne und tragen zum Erhalt der Mundgesundheit bei. Langfristig gesehen sorgen festsitzende Implantatbrücken und Implantatkronen durch ihren geringen Wartungsaufwand, für geringere Kosten im Vergleich zu herausnehmbarem Zahnersatz.
Wovon hängt die Haltbarkeit von Implantaten ab?
Die Lebenserwartung von Implantaten wird durch verschiedene Faktoren und dessen Wechselwirkung beeinflusst. Der Erfolg der Implantateinbringung ist zum Beispiel abhängig vom Kieferknochen. Das bedeutet abhängig von der Knochenstruktur und -Menge. Mehr dazu im Kapitel über Probleme mit Zahnimplantaten.
Welchen Einfluss hat man selbst auf die Haltbarkeit seiner Implantate?
Auf manche Faktoren hat man als Patient Einfluss. Das betrifft zum Beispiel die Pflege der Implantate und regelmäßige Besuche beim Zahnarzt. Bestimmte Krankheiten können sich auf die Lebensdauer der Zahnimplantate auswirken. Das hat man nur bedingt oder überhaupt nicht in der Hand.
Nicht zuletzt steht und fällt der Erfolg einer Implantatbehandlung mit der Wahl des Implantologen. Man sollte sich ausführlich über seinen Zahnarzt informieren. Dabei sollte man sich an der Qualifikation des Zahnarztes orientieren und nicht am billigsten Angebot. Ein guter Zahnarzt muss aber nicht automatisch teuer sein.
Unter schwierigen Grundvoraussetzungen ist jedoch selbst für einen erfahrenen Implantologen das Ergebnis nicht immer vor dem Eingriff absehbar. Stimmen die Rahmenbedingungen, können Implantate übrigens ein Leben lang halten.
Faktoren, die Einfluss auf die Haltbarkeit von Zahnimplantaten haben:
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Welchen Einfluss hat der Kieferknochen auf die Haltbarkeit von Implantaten?
Bei ausreichender Knochenmenge mit einer guten und stabilen Knochenstruktur, sind die Erfolgsaussichten eines langlebigen Implantats am besten.
Manchmal ist nicht genug eigener Knochen da, um ein Zahnimplantat einzubringen. Wenn man nicht auf schmale Implantate oder kurze Implantate ausweichen kann, muss der Knochen aufgebaut werden.
Komplizierter Knochenaufbau kann Haltbarkeit beeinflussen
Bei komplizierten Aufbaumaßnahmen, wenn der Knochen erst mühsam „herangezüchtet“ werden muss, erhöht sich das Risiko für einen frühzeitigen Implantat-Verlust. In solchen Fällen wird ein erfahrener Implantologe jedoch die besten Maßnahmen ergreifen.
Ab wann muss der Knochen aufgebaut werden?
Der Knochen muss sowohl in der Breite (horizontales Knochenangebot), als auch in der Länge (vertikales Knochenangebot) genug Substanz haben, um ein Zahnimplantat stabil einzusetzen. Dabei reicht eine Breite von 1-2mm rings um ein Implantat in der Regel gut aus.
Ist der Knochen dünner, ist auch die Stabilität geringer. Die Knocheneinheilung (Osseointegration) schreitet viel langsamer und/oder schlechter voran und die Möglichkeit eines Implantat-Verlustes besteht.
Implantate haben im Durchschnitt einen Durchmesser von etwa 4mm, das setzt eine Kieferknochen-Breite von über 6mm voraus. Ist der Knochen schmaler, besteht die Möglichkeit, ein Durchmesser-reduziertes Implantat zu wählen oder die Knochenbreite durch einen Knochenaufbau anzupassen.
Weshalb schrumpft der Kieferknochen?
Wenig Knochenmenge im Kiefer ist das Ergebnis natürlicher Umbaumaßnahmen nach Zahnverlust. Der Abbau von Knochen, der im Körper nicht gebraucht wird, nennt sich Atrophie (Knochenschwund). Wenn man einen Zahn (oder mehrere Zähne) verliert, wird der Knochen an dieser Stelle nicht mehr belastet/genutzt und wird daher abgebaut. Man kennt das Phänomen von Muskeln, die schrumpfen, wenn man nicht mehr regelmäßig trainiert.
Implantaterfolg schwierig bei:
Der Knochen braucht zur erfolgreichen Implantation eine ausreichend feste Struktur und vor allem aktive Knochenzellen, damit eine Einheilung im Knochen (Osseointegration) erfolgen kann. Ist der Knochen besonders weich und/oder sind kaum Knochenzellen vorhanden, kann das Implantat wohlmöglich nicht einheilen. Bei einer besonders schwachen Knochenstruktur, spricht man von Osteoporose.
Genau wie zu weicher Knochen, ist auch ein zu fester Knochen ein Problem. Eine solche Knochenstruktur bringt eine geringere Durchblutung mit sich. Um ein Zahnimplantat einzubringen, muss der Implantologe zunächst in den Knochen bohren. Das ist bei festem Knochen deutlich schwieriger, da er anfälliger für Druck- und Hitze-Verletzungen ist.
Die Zahnpflege bestimmt die Haltbarkeit von Zahnimplantaten
Genau wie Zähne, brauchen auch Implantate viel Pflege. Zwar können Zahnkronen keine Karies bekommen, schlechte Mundhygiene kann jedoch Entzündungen zur Folge haben.
Bei mangelhafter Mundhygiene entsteht bei natürlichen Zähnen eine Parodontitis, die den Zahnhalteapparat angreift. Bei der vergleichbaren Erkrankung, die Zahnimplantate betrifft, spricht man von einer Periimplantitis. Eine solche Entzündung führt oft zum Implantatverlust. Deswegen ist gute Mundhygiene und die richtige Pflege der Zahnimplantate so wichtig.
Gesundes Zahnfleisch schützt Implantate
Ein gesundes und festes Zahnfleisch schützt ein Implantat vor Infektionen. Es sollte, nach dem festen Einwachsen des Implantats in den Knochen (Osseointegration), einen festen, blass-rosa Ring um das Implantat bilden. Dann ist es widerstandsfähiger gegenüber Verletzungen und bakteriellen Angriffen.
Loses Zahnfleisch: Bakterien besiedeln das Implantat
Einen weniger zuverlässigen Schutz bietet hingegen Zahnfleisch, das nur locker um das Implantat liegt. Es ist weicher und dunkler gefärbt. Auf Druck bewegt es sich. Diese Zahnfleisch-Situation (nicht-fixierte Gingiva) ergibt sich oft nach einem Knochenabbau: denn nicht nur der Knochen „zieht sich zurück“, auch das feste Zahnfleisch tut es. Das weiche und verletzliche Zahnfleisch ist ein willkommener Unterschlupf für Bakterien.
Bakterien und Plaque gefährden Haltbarkeit von Zahnimplantate
Eine Entzündung am Zahnfleisch wird durch bakterielle Beläge, Zahnstein und Plaque verursacht. Solche Schleimhaut-Entzündungen (Muskositis) sind immer alarmierend, denn sie bergen das Risiko einer Bakterien-Verschleppung.
Wandert die Infektion zum Knochen, sind Zähne und Implantat gefährdet. Man spricht dann von einer Parodontitis bzw. einer Periimplantitis.
Bei richtiger Pflege bleibt das Zahnfleisch gesund
Wie lange ein Implantat hält, hängt somit eng mit dem eigenen Engagement zusammen, das für die Implantat-Pflege aufgebracht wird. Die Implantat-Pflege bzw. die Mundhygiene hat das Ziel, Bakterien und Beläge rund um das Implantat und die Zähne gründlich zu entfernen. Denn nur so bleibt das Zahnfleisch frei von Entzündungen.
PZR und regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt
Neben der täglichen Pflege zu Hause, sollte auch 2-3 Mal pro Jahr eine Prophylaxe-Behandlung bzw. eine professionelle Zahnreinigung (PZR) durch den Zahnarzt erfolgen. Hartnäckige und gefährliche Ablagerungen an Implantat und Zähnen, die bei der häuslichen Zahnpflege nicht berücksichtigt werden, können so entfernt werden.
Gesundes Zahnfleisch: Gute Prognose für Implantate!
Sind Implantate keiner Überbelastung ausgesetzt und schafft man es, das Zahnfleisch gesund zu halten, sind der Haltbarkeit keine Grenzen gesetzt. Bei einem entzündeten Zahnfleisch, kann die Infektion schnell auf den Knochen übergehen und das Implantat ist wohlmöglich nicht mehr zu retten.
Eine ausführliche Anleitung zu allen Möglichkeiten der Pflege von Zahnimplantaten finden Sie im Kapitel die richtige Pflege von Implantaten.
Welche Rolle spielt das Implantatsystem bei der Haltbarkeit einer Implantatversorgung?
Der aufgesetzte Zahnersatz muss so gewählt werden, dass eine gründliche Pflege uneingeschränkt möglich ist. Außerdem dürfen die Implantat-Pfeiler nicht überlastet werden. Eine zu große Hebelwirkung kann auf Dauer zu Ermüdungsbrüchen am Implantat führen.
Ausreichend viele Implantate, strategisch positioniert
Beim Beißen und Kauen wirken enorme Kräfte auf Zahnersatz und Implantat ein. Eine Vergrößerung der Implantat-Fläche ermöglicht eine bessere Verteilung der Last: mehr Implantat-Pfeiler verteilen die Kräfte bzw. die Last gleichmäßiger und jeder einzelne Pfeiler muss so weniger tragen.
Jeden Backenzahn mit einem Implantat wiederherstellen
Fehlen die hinteren Backenzähne, spricht man vom so genannten Freiende. Nur Implantate können als fester Zahnersatz Backenzähne ersetzen. Eine herkömmliche Zahnbrücke findet nämlich nach hinten keine Abstützung.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass drei Implantate benötigt werden, um alle fehlenden Backenzähne einer Seite dauerhaft stabil durch eine Brücke zu ersetzen.
Festsitzende Implantatbrücke auf 6 oder 8 Pfeilern
Feste Zähne im zahnlosen Kiefer kann man mit einer festsitzenden Implantatbrücke bekommen. Eine festsitzende Brücke im Ober- oder Unterkiefer bei Zahnlosigkeit kann typischerweise mit 6-8 Implantaten erreicht werden.
Möchte man weniger Implantate setzen, besteht die Gefahr, dass die Belastung für die einzelnen Pfeiler zu groß wird und die Verbindungs-Elemente oder das Implantat Schaden nehmen bzw. ein frühzeitiger Verlust begünstigt wird.
Feste Implantatbrücke auf nur 4 Pfeilern
Es haben sich Belastungskonzepte bewährt, die mit weniger Implantat-Pfeilern auskommen: Das All-on-4®-Konzept benötigt, wie der Name bereits verrät, lediglich vier Implantate, um eine festsitzende Brücke zu fixieren. Langzeitstudien belegen eine hohe Erfolgsrate dieses Konzepts, obgleich nicht jeder Experte von diesem Modell überzeugt ist.
Bei strategischer Positionierung der Implantate und fest verblocktem Zahnersatz, ist eine hohe Grundstabilität zu erreichen.
Sogar Mini-Implantaten wurde eine erstaunliche Langzeit-Belastbarkeit nachgewiesen.
Implantate und Aufbauteile durch korrekte Planung vor Überlastung schützen
Um einer Überbelastung vorzubeugen, kann zum Beispiel das Verblocken eine Möglichkeit sein.
Eine enorme nicht-axiale Belastung kann Ursache für einen Bruch des Aufbaus sowie der Halteschraube, einer Schraubenlockerung oder sogar eines Implantat-Bruchs sein. Die Richtung bestimmt den Grad der Belastung mit: Gerade Aufbauteile (Abutments) sind viel weniger anfällig als stark abgewinkelte Aufbauteile.
Krone und Aufbau dürfen nicht länger als das Implantat selbst sein
Die Höhe des Aufbaus und des Zahnersatzes im Verhältnis zur Implantat-Länge spielen eine große Rolle bei der Langlebigkeit. Aufbau und Zahnersatz sollten (nach Möglichkeit) nicht höher sein, als das im Knochen verankerte Implantat.
Ist der Zahnersatz auf den Implantaten zu hoch, wirkt auf die im Knochen liegenden Implantate eine zu hohe Belastung ein. Die Überbelastung kann Schraubenlockerungen, Schraubenbrüche und Implantat-Frakturen verursachen.
Der allgemeine Gesundheitszustand beeinflusst die Haltbarkeit von Implantaten
Ein gesunder Körper ist robust und in seinen Stoffwechsel-Prozessen in der Regel nicht eingeschränkt. Bei manchen Erkrankungen kann sich das aber ändern. Der Stoffwechsel und die Reaktionslage des Körpers können beeinflusst werden. Das kann sich negativ auf die Haltbarkeit von Implantaten auswirken.
Knochenkrankheiten sind ein Risiko
Diese gesundheitsbeeinträchtigende Faktoren können Implantate gefährden:
- Parodontitis
- Knochen-Stoffwechsel störende Medikamente (z.B. Bisphosphonate)
- Nicht eingestellter Diabetes mellitus
- Allgemeine Erkrankungen des Bindegewebes/des Knochens (z.B. rheumatische Erkrankungen)
- Schwache Immunabwehr- durch Medikamente/Erkrankungen (z.B. durch Cortisontherapie, Zytostatika)
- Bestrahlungs-Therapie des Kiefers
Alle diese Krankheiten bedeuten nicht zwangsläufig einen Implantat-Verlust. Im Krankheitsfall sollte eine ausführliche Abwägung vor einer Implantat-Therapie erfolgen.
Wie wirken sich individuelle Faktoren auf die Haltbarkeit von Zahnimplantaten aus?
Jeder Mensch reagiert unterschiedlich. Das gilt auch für den Heilungsprozess oder die Anfälligkeit für Entzündungen. Die Genetik spielt auch in der Implantologie eine Rolle. Individuelle Eigenschaften des Weichgewebes sind nicht unerheblich an der Haltbarkeit beteiligt.
Rauchen kann Implantate gefährden
Rauchen zählt zu den individuellen Faktoren und ist zwar grundsätzlich als Risikofaktor anzusehen, doch wirkt es sich nicht für jeden Raucher negativ auf die Haltbarkeit seiner Zahnimplantate aus.
Rauchen: langfristig gesehen ein Risiko für die Haltbarkeit von Implantaten
Der Implantationserfolg ist bei Rauchern nachweislich geringer (Verlustquote etwa 4 mal höher), daher bleibt die Implantat-Behandlung bei Rauchern auch ein Diskussionsthema. Die Verlustquote liegt nicht nur während der Einheilungsphase der Implantate (Osseointegration) höher, auch langfristig neigen Raucher eher dazu, eine Periimplantitis zu entwickeln und Implantate frühzeitig zu verlieren.
Warum ist Rauchen ein Risiko für Implantate?
Bei Rauchern ist die Mundschleimhaut weniger widerstandsfähig, das „Reparatur-Management“ funktioniert schlechter. Entwickelt sich eine Periimplantitis, bleibt sie in der Regel unerkannt, da die typischen Symptome (die ohnehin vom Patienten oft nicht wahrgenommen werden, da sie sehr unauffällig sind) sogar ganz ausbleiben können.
Zahnpflege und Kontrollbesuche beim Zahnarzt empfohlen
Nicht jeder Raucher bekommt automatisch Probleme mit seinen Implantaten. Ein erhöhter Pflegebedarf sollte allerdings berücksichtigt werden!
Die regelmäßige Überprüfung der Implantatgesundheit beim Zahnarzt und eine professionelle Zahnreinigung (PZR) sind unbedingt zu empfehlen, um Entzündungen vorzubeugen bzw. sie schnell zu erkennen und rechtzeitig eine Therapie einleiten zu können.