Zahnimplantate fixieren herausnehmbaren Zahnersatz
Im Unterkiefer kann herausnehmbarer Zahnersatz bereits mit 2, besser aber 4 Implantaten fixiert werden. Im Oberkiefer ist die Knochenstruktur insgesamt weicher, für einen festen Halt sind dort 4 Implantate zu empfehlen.
Welche Implantatmöglichkeiten gibt es, um herausnehmbaren Zahnersatz zu fixieren?
Um herausnehmbarem Zahnersatz einen besseren Halt zu geben, kann man aus verschiedenen Implantatkonzepten wählen.
Implantatoptionen bei herausnehmbarem Zahnersatz
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Die Stegversorgung (Stegprothese)
Die Stegversorgung ist das älteste und bewährteste Konzept der implantatgetragenen Zahnersatzversorgung. Mit dieser stabilen Versorgungstechnik hat die Erfolgsgeschichte der Implantologie in den 60er Jahren angefangen.
Prothese wird in die Stege geklemmt
Die besondere Stabilität ergibt sich aus dem Verblocken der Implantate untereinander durch Stege. Die starre Verbindung trägt dann über spezielle Klemm-Elemente (Reiter) auf den Stegen die Prothese: sie wird einfach eingeklemmt.
Sicherer Halt durch Klemmwirkung und breite Abstützfläche
Die Implantate werden untereinander über einen Metallsteg (meistens ein Goldsteg) verbunden. Diese Verbindung ermöglicht die hohe Stabilität. In der Zahnprothese wird ein Stegreiter aus Metall eingearbeitet, das Gegenstück zum Goldsteg (auch Dolder-Steg genannt). Der Zahnersatz kann durch Klemmwirkung sicher verankert werden.
Als Stegreiter-Einsätze dienen auch austauschbare Kunststoff-Röhren, die Stege selbst sind dann rund. Die offene Seite des Reiters wird minimal vom Steg aufgebogen und rastet sicher ein.
Wie viele Implantate braucht die Stegversorgung: 2 oder 4?
Für eine Stegversorgung werden typischerweise 4 Implantate gesetzt. Selten sind es 3 und die Minimal-Lösung umfasst eine Versorgung mit 2 Implantaten.
Die Stegprothese wird getragen von:
- typischerweise 4 Implantaten
- wenigstens 2 Implantaten
Das klassische Konzept der 4 Implantate sieht vor, das im Unterkiefer an jeweils der 2. und 4. Position einer Seite ein Implantat gesetzt wird (interforaminal). So ist eine breite Abstützung gewährleistet, ohne das Risiko einzugehen, den Unterkiefernerv-Ast zu verletzen.
Der Unterkiefernervast (N. alveolaris inferior) tritt etwa in Höhe des 5. Zahns aus. Ihn zu verletzen ist eine der schwerwiegendsten Komplikationen einer Implantation.
Prothese kann sofort getragen werden
In der Regel ist die Stegversorgung durch die hohe Primärstabilität für die Sofortbelastung geeignet. Auch unter Belastung ist keine Bewegung der Implantatpfeiler möglich. Die Implantateinheilung in den Kieferknochen muss also nicht abgewartet werden, die Stege können sofort mit Zahnersatz versorgt werden.
Lange nahm man an, dass ausschließlich Stege genug Stabilität bieten, damit Implantate bei zahnlosen Patienten funktionieren.
Vorteile von Stegprothesen
- Sichere, bewährteste Methode, herausnehmbaren Zahnersatz auf Implantaten zu verankern
- Risikoarme Platzierung der Implantate
- Sofortbelastung/Sofortversorgung möglich
- Häusliche Implantatpflege gut möglich
- Zahnersatz-Reparaturen unkompliziert
- Bei Implantatverlust: leicht erweiterbar
- Prothese kann ästhetische Probleme kompensieren, z.B. bei starker Athrophie kann der Prothesensattel farblich an das Zahnfleisch angepasst werden
Nachteile von Stegprothesen
- Individuelle Stege sind zahntechnisch anspruchsvoll zu fertigen: teuer!
- Prothesengefühl
- Speisereste können sich unter der Prothese sammeln
- Verschleiss der Stegreiter: Prothesenhalt lockert sich mit der Zeit
- Sitzt der Steg nicht spannungsfrei: schädlich für Implantate (Periimplantitis, Schraubenlockerung- und Brüche möglich)
- Werden nur 2 Implantate gesetzt: Kippen (Rotation) der Prothese über dem Steg möglich
Wie teuer ist eine Stegversorgung?
Die Kosten einer Stegkonstruktion mit konfektionierten Steg-Reitern setzen sich aus der Anzahl der Implantate zusammen. Pro Implantat kann man mit 1.300-1.650 € rechnen. Das klassische Konzept der Stegversorgung sieht 4 Implantate vor. Für die Neuanfertigung einer Prothese mit Stegen fällt ein Betrag zwischen 1.850-2.450 € an.
- Je Implantat ca. 1.300-1.650 €
- 2 Implantate ca. 2.600-3.300 €
- 4 Implantate 5.200-6.600 €
- Je Prothese 1.850-2.450 €
Eine Stegversorgung bei Zahnlosigkeitauf 4 Implantaten inklusive einer neu angefertigten Prothese kostet insgesamt zwischen 7.050-9.050 €.
Entscheidet man sich für eine aufwändigere, individuell gefräste Steg-Geschiebe-Konstruktion, fallen pro Implantat mindestens weitere 80 € an.
Das individuell gefräste Steg-Geschiebe auf Implantaten
Der individuell angefertigte Steg mit Geschiebe war bis in die 90er Jahre die exklusivste Variante des herausnehmbaren Zahnersatzes auf Implantaten. Die massiven Stege ließen durch die individuellen Klemm-Elemente (Geschiebe) und die definierte Einschubrichtung kein Wackeln zu: Der perfekte Halt trotz Zahnlosigkeit.
Steg-Geschiebe teurer als feste Implantatbrücke
Dieses Konzept lässt sich mit der Stegversorgung vergleichen. Jedoch ist es komplizierter in der Fertigung, da die Halteflächen zusätzlich verstärkt und größer gearbeitet werden. Zusätzliche Klemm-Elemente werden individuell angebracht. Der hohe zahntechnische Aufwand verursacht enorme Kosten und macht das Steg-Geschiebe damit teurer als eine festsitzende Versorgung auf Implantaten!
Die Tatsache, dass eine festsitzende Implantatbrücke (zum Beispiel das All-on-4®) mit geringeren Gesamtkosten zu Buche schlägt, zeigt, wieso das Steg-Geschiebe aus den modernen Versorgungskonzepten verschwunden ist.
Konfektionierte Halteelemente: Kugelkopfanker, Locatoren, Magnete
Herausnehmbarer Zahnersatz lässt sich durch konfektionierte Halteelemente einfach und gut fixieren. Vollprothesen an Implantaten zu befestigen ist außerdem eine komfortable und günstige Lösung bei Zahnlosigkeit.
Kugelkopfanker und Locatoren sind die gängigsten Halteelemente für Zahnimplantate.
Mittlerweile ist das Locator-System dem Kugelkopfanker was die Popularität angeht, einen Schritt voraus. Die Friktions-Elemente der Locatoren lassen sich preisgünstig und leicht austauschen und machen diese Versorgung damit sehr wirtschaftlich.
Die typischen Halteelemente für Vollprothesen:
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Locatoren: konfektionierte Halteelemente
Locatoren® sind konfektionierte Halte-Elemente, die entwickelt wurden, um herausnehmbaren Zahnersatz sicher auf Implantaten zu verankern. Sie funktionieren ähnlich wie Kugelkopf-Anker oder Magnet-Verbindungen.
Einrasten von Prothese in Implantataufbauten
Die preisgünstigen Systeme ermöglichen den Prothesenhalt durch das Einrasten von einer Patrize (Abutment, wird in das Implantat eingeschraubt) in eine Matrize (Element wird in die Prothese eingearbeitet).
Locatoren: Prothese macht "klick"
Die Matrize selbst besteht aus Metall mit einem Außenring, der eine kleine Innennut mit zentraler Vertiefung aufweist. Sie dient als eine Art Kappe, die durch den patentierten Friktions-Einsatz aus Hartplastik in die Patrize einschnappt. Dieses System ermöglicht einen sicheren Halt von Prothese und Implantaten.
Fester Sitz anpassbar, Prothesengestaltung flexibel
Im Gegensatz zum Kugelkopf-Anker, haben Locatoren eine niedrige Bauhöhe und lassen deswegen mehr Flexibilität bei der Prothesengestaltung zu. Die Haftkraft kann durch verschiedene Friktions-Einsätze (farblich codiert) eingestellt und angepasst werden.
Locatoren sind flexibel und wirtschaftlich
Die Locator®-Abutments (Patrizen) sind in verschiedenen Aufbauhöhen verfügbar. Das Konzept kann dadurch an jede Zahnfleisch-Höhe angepasst werden. Bei der Entwicklung lag der Anreiz in einer Steigerung der Flexibilität bei der Prothesenanfertigung. Ein hoher Aufbau des Abutments sorgt nämlich bei wenig Spielraum in der (Biss-) Höhe für Probleme.
Locatoren gibt es mittlerweile für beinahe alle gängigen Implantat-Systeme.
Guter Halt nur durch gute Verteilung der Locatoren®
Ausschlaggebend für einen Guten Halt unter Kaubelastung ist die ausreichende Verteilung der Implantate selbst.
Da die Locatoren® eine kurze Fassung haben, müssen sie so angeordnet werden, dass die Distanz zwischen den einzelnen Implantaten nicht zu groß ist. Bei enger Platzierung nebeneinander kann es unter Belastung der Backenzähne zum Halteverlust kommen.
Bei unterschiedlicher Achsneigung kann die Prothese ebenfalls ins kippeln geraten.
Einsetzen der Prothese: schnell gelernt
Beim einklicken der Prothese mit Locator®-System braucht es anfangs etwas Übung. Es gibt nämlich keine Führung (Einschieben). Da Matrize und Patrize wie ein Druckknopf ineinander schnappen müssen, muss die Prothese dementsprechend über die Abutments gelegt werden.
Bei Druckausübung mit den Fingern und paralleler Positionierung kann die Verankerung einrasten. Ein Klicken signalisiert das korrekte Einschnappen. Herausnehmbar ist der Zahnersatz zunächst nur durch starken Zug, oder Anheben einer Seite (Prothesenrand).
Locatoren unterstützen auch bei Teilprothesen
Nicht nur Vollprothesen können durch Locatoren® (besseren) Halt finden. Genau wie auch andere Halte-Elemente (Kugelkopf-Anker, Magnete, Teleskope) können Teilprothesen zusammen mit den eigenen Zähnen fixiert werden.
Um diese Pfeilervermehrung sinnvoll zu gestalten, muss das Prinzip der Fixation (Gleiten oder Einklicken) übereinstimmen. Sind die Pfeiler nicht exakt parallel, geht auch das Prinzip der Fixation nicht auf.
Die Vorteile von Locatoren
- Niedrige Aufbauhöhe
- Friktionshalt steuerbar (verschiedene Einsätze verfügbar)
- Implantate lassen sich gut pflegen
- Wirtschaftliche Lösung, da konfektioniert
- Auch Friktions-Elemente kostengünstig austauschbar
- Reparatur und Erweiterbarkeit möglich
- Einrasten in Endposition durch „Klick“ signalisiert
- Ästhetisch anpassungsfähig (Ausgleich bei starker Atrophie durch zahnfleischfarbene Prothesensättel möglich)
Die Nachteile von Locatoren
- Verschleiß von Locator-Abutments: Austausch nicht preiswert
- Halt nur bei paralleler Positionierung der Implantate möglich
- Sehr kurze Friktionsfläche: gute Pfeilerverteilung + Sättel-Passung notwendig für richtigen Halt
- Bei herausnehmbarem Zahnersatz: Prothesengefühl
Was kosten Locatoren?
Locatoren sind genau wie andere konfektionierte Halte-Abutments eine preiswerte Lösung mit hohem Komfort. Man kann je Implantat mit etwa 1.100 € rechnen. Eine vorhandene Prothese kann umgearbeitet werden: je eingearbeitete Locator-Verbindung fallen ca. 450 € an.
Eine Neuanfertigung der passenden Vollprothese kostet 850-950 €.
Bei 4 Implantaten und vorhandener Prothese ist mit Gesamtkosten in Höhe von 6.200 € zu rechnen. Mit neuer Prothese wären es um die 7.100 €.
Abzüglich des Festzuschusses der Krankenkasse für Zahnlosigkeit
Kugelkopfanker: konfektionierte Halteelemente
Bei den Kugelkopf-Ankern hat man die Wahl zwischen einteiligen, oder zweiteiligen Implantaten. Daraus ergeben sich jeweils andere Möglichkeiten, Vor- und Nachteile:
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Kugelkopfanker bei zweiteiligen Zahnimplantaten
Das Prinzip von zweiteiligen Kugelkopfankern funktioniert wie beim Druckknopf. Das Kugelkopf-Abutment wird in das Implantat eingeschraubt und das dazugehörige Gegenstück findet an entsprechender Stelle in der Prothese Platz. Die Matrize (engl. „ball-housing“) enthält ein Schnapp-Element, das bei der Verbindung mit dem Gegenstück (Patrize) sicher einrastet.
Das „Druckknopf“-Element kann mit der Zeit verschleißen und muss ausgetauscht werden.
Kugelanker und Prothese abstimmen
Es gibt zwei Möglichkeiten, den Zahnersatz nach der Einheilung und Freilegung der Implantate einzugliedern: die indirekte und die direkte Methode:
Kugelanker indirekt in die Prothese einarbeiten
Bei der indirekten Methode, wird der Zahnersatz nach Abdrucknahme der Implantate über sogenannte Übertragungspfosten im Labor gefertigt und das Gegenstück zum Kugelanker (die Matrize) eingearbeitet.
In der Praxis werden dann die Kugelanker-Abutments mit Drehmoment in das Implantat eingeschraubt, und die fertige Prothese eingeklickt.
Kugelanker direkt in die Prothese einarbeiten
Bei der direkten Methode wird nur die Prothese im Labor angefertigt. Das Einarbeiten der Matrize passiert erst, nachdem die Kugelköpfe mit Drehmoment in die Implantate geschraubt wurden. Alles live auf dem Zahnarztstuhl.
Der Kontakt von Ankern und Matrizen wird anschließend passend im Mund hergestellt und die Matrizen mit dem Zahnersatz verklebt.
Praktische Halte-Elemente: jedoch nicht ohne Nachteile
Stehen die gesetzten Kugelkopf-Implantate nicht parallel zueinander, ist das „Einklicken“ aufgrund der Aufbauhöhe durch die gemeinsame Einschubrichtung schwierig. Die Kosten für anfallende Austauschmaßnahmen der verschlissenen Schnapp-Elemente sind ein Nachteil.
Auf der Suche nach Verbesserung des Kugelankerkonzepts entwickelte man Locatoren®. Diese Halteelemente haben den Kugelanker als das häufigste konfektionierte Halte-Element bereits abgelöst.
Vorteile von Kugelankern bei zweiteiligen Implantaten
- Bewährte, sichere Versorgung
- Implantate sind gut zu pflegen
- Kostengünstige Versorgung
- Positionierung der Implantate frei wählbar: risikoarm
- Erweiterbarkeit möglich
- Reparaturen/Austausch möglich
- Ästhetisch anpassungsfähig
Nachteile von Kugelankern bei zweiteiligen Implantaten
- Verschleiß der Schnapp-Elemente: Austausch nicht preiswert
- Halt schwindet mit Verschleiß
- Prothesengefühl
- Prothese kann Kippen
- Aufbauhöhe der Kugelköpfe problematisch bei:
- nicht parallel gesetzten Implantaten
- wenig vertikalem Platzangebot (Bisshöhe)
Mini-Implantate: Einteilige Kugelkopf-Implantate
Bei einteiligen Kugelkopfimplantaten sind Implantat und Aufbau aus einem Stück gefertigt. Im Gegensatz zu zweiteiligen Implantaten lässt sich der Aufbau nachträglich nicht verändern oder austauschen.
Einteilige Kugelkopf-Implantate gibt es bereits seit Jahrzehnten, sie gelten als kostengünstige und einfache Möglichkeit, eine Prothese zu verankern.
Gummiringe als Verbindungselement
Das System des „Einschnappens“ wird nicht wie bei den zweiteiligen Implantaten über eine fest einrastende Komponente gesteuert. Bei einteiligen Kugelankern gibt es O-Ringe aus Gummi, die zwischen Matrize und Patrize gelegt werden. Die Gummiringe sind kostengünstig, jedoch auch nicht zu 100% kipp-sicher.
Die Vorteile von Mini-Kugelankerimplantaten
- Wenig belastende Implantation
- Generell geringe Implantatkosten
- Chirurgischer Eingriff weniger aufwändig: kostengünstiger
- Anfertigung des Zahnersatzes nicht aufwändig, nicht teuer
- Sofortversorgung
- Erweiterungen und Reparaturen sind preiswert
Die Nachteile von einteiligen Kugelankerimplantaten
- Je nach System ist der Halt nur gegen Abzugskräfte gut
- Die Prothese kann schaukeln, Kippmeider nicht vorhanden
- Konzeptänderungen nicht möglich, Aufbau lässt sich nicht tauschen
- Mini-Implantate sind nicht aus Reintitan Grad 4 (Bruchgefahr), haben nur eine Titanlegierung
Was kosten Kugelkopfanker?
Mini-Implantate gehören zu den preiswertesten Systemen der Implantatversorgung. Die Kosten für Mini-Implantate liegen inklusive Einarbeiten in die Prothese je bei (deutlich) unter 1.000 €.
Eine bereits bestehende Prothese kann angepasst werden. Für die Neuanfertigung einer Vollprothese fallen Kosten in Höhe von etwa 850-950 € an.
Je mehr Implantate gesetzt werden, desto preiswerter wird das Einzelne, da manche Kostenpositionen vom Implantologen nur 1x pro OP abgerechnet werden können.
Bei zweiteiligen Implantaten kann man mit etwa 1.000 € pro Implantat und mit etwa 450 € pro Verbindung zwischen Prothese und Implantat rechnen.
Der Festzuschuss der Krankenkasse für Zahnlosigkeit ist noch nicht herausgerechnet.
Magnetische, konfektionierte Halteelemente
Weniger populär als Kugelkopf-Anker und Stege, doch schon lange Bestandteil der Implantat-Prothetik: Magnet-Verbindungen zur Verankerung von herausnehmbarem Zahnersatz.
Die Magnetabutments werden in Implantate (zweiteilige Systeme) eingeschraubt.
Unterschätzter Halt: Mini-Magnete auf Implantaten
Die Unsicherheit, ob Magnete tatsächlich unter Kaubelastung den Halt der Prothese sichern können, hat durch die fehlende Erfahrung nicht für eine große Verbreitung dieser Halte-Elemente geführt. Tatsächlich stehen eine Vielzahl verschiedener, leistungsstarker Mini-Magnete zur Verfügung, die durch ihre erhebliche Retentionskraft und Form-Optimierung für einen zuverlässigen Prothesenhalt sorgen.
Optimal für ältere Patienten: einfaches Einsetzen der Prothese
Die Magnete können je nach gewünschter Verbindung mit unterschiedlichen Anzugskräften gewählt werden. Der feste Sitz der Prothese ist „Einstellungssache“. Magnete haben die Eigenschaft, einander anzuziehen. Deswegen macht es dieses Halteelement auch so einfach, die Prothese einzusetzen. Sie zieht sich von selbst an die richtige Position.
Magnete halten zusammen, die Prothese sitzt fest
Die konusförmigen Magnet-Patrizen sorgen nicht nur für eine Zentrierung, sie lässt Prothese und Implantat auch eine rutschfeste Verbindung eingehen. Geringe Auflagefläche und seitlich auftretende Kräfte haben keinen Einfluss auf den Halt der Magnete.
Bei Handicap das optimale Halteelement
Aufgrund dieser aktiven Einbringhilfe, stellen Magnet-Verbindungen eine optimale Art der Halte-Elemente für die Fixation von herausnehmbarem Zahnersatz für motorisch eingeschränkte Patienten dar. Motorische Einschränkungen können altersbedingt, aber auch aufgrund eines Schlaganfalls oder einer Erkrankung (zum Beispiel Rheuma, Parkinson, und viele weitere) auftreten.
Magnete zur Pfeilervermehrung: eigene Zähne und Implantate zusammen
Nicht nur bei Zahnlosigkeit machen Magnet-Verbindungen Sinn: sie können auch eigene Zähne beim Tragen von Zahnprothesen unterstützen (Pfeilervermehrung). Ein Beispiel ist die Teleskopprothese.
Prothesensitz und Einpassung gut
Die Magnet-Abutments werden vom Zahnarzt in die Implantate geschraubt. Eine bestehende Vollprothese kann umgearbeitet werden, alternativ wird eine neue Zahnprothese vom Zahnlabor angefertigt.
Nach Einschrauben der Abutments können die dazu passenden „Gegenmagnete“ mit der Zahnprothese verklebt werden.
Magnet-Abutments nicht für alle Implantate verfügbar
Implantathersteller produzieren Magnet-Abutments in der Regel nicht selbst. Auf die Produktion haben sich ausgewählte Zulieferer spezialisiert, die bereits für verschiedene Implantatsysteme produzieren.
Nicht jeder Zulieferer bekommt jedoch eine Zulassung, deshalb stehen nicht für jedes Implantat-System entsprechende Magnet-Verbindungen zur Verfügung.
Vorteile von Magnet-Abutments als Halteelement
- Selbst-zentrierendes Zahnersatz-System
- Kein Kraftaufwand oder Fingerspitzengefühl nötig, perfekt für Patienten mit Handicap
- Der Prothesenhalt kann durch verschieden starke Magnete gesteuert werden
- Kostengünstige Lösung
- Platzierung der Implantate wählbar: risikoarm
- Implantate können gut gepflegt werden
- Reparaturen und Erweiterbarkeit möglich
- Ästhetischer Ausgleich bei starker Atrophie durch zahnfleischfarbene Prothesensättel möglich
- Eventuell kombinierbar als Gesamtkonzept mit eigenen Zähnen
Nachteile von Magnet-Abutments als Halteelement
- Magnet-Abutments sind nicht für alle Implantat-Systeme verfügbar
- Kippen der Prothese nicht sicher auszuschliessen
- Lage schwierig auszugleichen, wenn Implantate nicht parallel zueinander stehen
- Prothesengefühl
- Nachlassen der Magnetkraft möglich, Haltverlust
- Austauschen/Erneuern von abgeschwächten Magneten nicht preiswert
Was kosten magnetische Halteelemente?
Genau wie Locatoren® oder Kugelkopf-Anker, stellen auch Magnet-Verbindungen als konfektioniertes Halte-System eine preiswerte Implantat-Lösung dar.
Auch hier gilt: etwa 1.000 € pro Implantat. Ist keine Prothese zum anpassen vorhanden, muss eine neue Prothese für 850-950 € angefertigt werden. Je Magnet-Verbindung inklusive Einarbeiten in die Prothese kann man mit 450 € rechnen.
Bei typischerweise 4 Implantaten entsteht ein Gesamtbetrag von 6.500 €.
Der Festzuschuss der Krankenkasse für Zahnlosigkeit ist noch nicht herausgerechnet.
Weitere Halteelemente, (noch) nicht so populär
Neben Locatoren, Kugelkopf-Ankern oder Magnet-Verankerungen gibt es noch andere, per Klick einrastende konfektionierte Halterungen. Bislang sind sie noch nicht so verbreitet, jedoch können sie entscheidende Vorteile liefern.
Halte-Elemente, die Divergenzen der Implantatpositionierung ausgleichen können, das bedeutet einen guten Halt trotz nicht ganz parallel zueinander stehender Implantate erzielen, sind zum Beispiel Equator® von Rhein83 oder Novaloc® von Instradent/Medentika (Straumann).
Die Teleskop-Prothese auf Implantaten
Das Konzept der Teleskop-Prothese (auch Konuskronen oder Doppelkronen genannt), wurde in den 70er Jahren in Deutschland entwickelt. Ziel war es, den Zahnersatz klammerfrei und unsichtbar an vorhandenen eigenen Zähnen zu befestigen und vorhandene Lücken zu schliessen.
Statt eigener Zähne können auch Implantate als Teleskopkronen gesetzt werden. Das macht den Erhalt von Teleskopversorgungen flexibler: Wenn ein Pfeilerzahn ausfällt, kann an dessen Stelle ein Implantat gesetzt werden und die Prothese bleibt weiterhin im Einsatz. Mehr Vorteile von Implantaten
Wie funktionieren Teleskopkronen?
Die Innenteleskope sitzen in Form von Kronen fest als Befestigungsapparat auf den dafür beschliffenen Zähnen oder/und Implantaten (spezielle Abutments).
Der dazugehörige abnehmbare Teil, die Aussenteleskopkronen, sind in die abnehmbare Prothese eingearbeitet.
Durch Friktion werden Außen- und Innenteleskope ineinander geschoben. Die Prothese sitzt „bombenfest“ auf den präparierten Zahnstümpfen/den Implantaten.
Teleskopprothesen: fester Halt durch Friktion
Das aufwändige Innen- und Außenkronen-System der „German Crown“ muss genau aufeinander abgestimmt sein. Das bedeutet, die Innenteleskope, oder bei Implantaten können es auch spezielle Abutments sein, müssen exakt parallel zueinander stehen. Die Prothese mit den Aussenteleskopen kann nur dann ohne zu verkanten eingeschoben werden.
Doppelkronen: Zahntechnisch besonders anspruchsvoll
Das zahntechnische Konzept der so genannten „gemeinsamen Einschubrichtung“ ermöglicht durch Reibungshaftung (Friktion) zwischen den Innen- und Aussenkronen den festen Halt in Endposition dieser herausnehmbaren Prothese. Die exakte Passung lässt kein Wackeln und Kippeln zu. Das bedeutet aber auch, dass Behandler und Zahntechniker eine besonders anspruchsvolle und auch sehr aufwändige zahntechnische Aufgabe zu meistern haben.
Hoher Komfort, wie eine abnehmbare Brücke
Die Teleskop-Prothese kann rein implantatgetragen sein, funktioniert als Hybridprothese (auf Implantaten und den eigenen Zähnen) und kann natürlich auch komplett von den eignen Zähnen getragen werden.
Durch den besonderen Komfort dieser Doppelkronen-Prothese, empfindet man den Zahnersatz nicht wie einen Fremdkörper („Prothesengefühl“). Man spricht daher auch gerne von einer abnehmbaren Brücke.
Teleskop-Prothese sieht auch bei Kieferschwund gut aus
Liegt der Zahnverlust lange zurück oder durch eine Parodontitis, kann sich der Kieferknochen stark abbauen. Man spricht von Atrophie. Bei einem stark zurückgebildeten Kieferknochen kann die Teleskopprothese durch zahnfleischfarbene Prothesensättel einen optischen Ausgleich erzielen. Bei einer festen Brücke müssten zur Überbrückung des Höhenunterschieds längere Zähne gefertigt werden.
Vorteile der Teleskopprothese
- Fester, kippelfreier Halt
- Kein Prothesengefühl, eher wie eine abnehmbare Brücke
- Implantatpflege gut möglich, Pfeiler stehen isoliert
- Platzierung der Implantate frei wählbar, somit risikoarm
- Reparaturen der Prothese möglich
- Ästhetischer Ausgleich bei Atrophie problemlos (farblich angepasste Prothesensättel)
- Konzept bei Implantatverlust erweiterbar
- Flexibel: auch als Hybrid-Konzept möglich (auf Implantaten und eigenen Zähnen)
Nachteile der Teleskopprothese
- Anspruchsvolle Aufgabe für Zahntechniker und Behandler
- Hohe Gesamtkosten:
- Neue Gebührenverordnung verlangt ein hohes zahnärztliches Honorar
- Zahntechnisch sehr kostenintensiv durch hohen Aufwand
- Materialkosten (bei Gold oder Keramik) zusätzlich hoch
- Exakte Implantat-Positionierung notwendig
- Spannungsfreier Sitz wichtig, Implantat-Lockerung sonst vorprogrammiert
- Ästhetisch nicht unproblematisch: Doppelkronen sind größer dimensioniert
Was kosten Teleskope und die passende Prothese auf Zahnimplantaten?
Teleskope sind durch den zahntechnischen Aufwand und die hohen Materialkosten die mit Abstand teuerste Versorgungsform.
Entscheidet man sich bei dem Material der Pfeiler für Gold oder Zirkon, muss man alleine pro Pfeiler mit Kosten von 2.500-3.000 € rechnen. Man braucht mindestens 2 Pfeiler, mehr ist besser.
Hoher aufwand, hohe Materialkosten: Teuerste Versorgung
Die verbindende Prothese inklusive Kunststoffzähnen liegt bei rund 650 €. Statt Kunststoffzähnen kann man die fehlenden Zähne auch als Brückenglieder gestalten. Dann werden die Zähne aus Voll- oder Metallkeramik gefertigt. Die Kosten steigen pro Brückenglied dann nochmal um 340-450 €.